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Die Zukunft der Handhygiene

Die Zeiten, in denen man Handdesinfektionsmittel hortete und Lebensmittel abwusch, sind vorbei. Fragen an unsere Handhygienegewohnheiten und die Auswirkungen auf die Nachfrage nach Papierhandtüchern aber sind geblieben.

Von: Gabe Steerman | Dienstag, 7. September 2021 | Lesezeit: 6 Minuten

Hmm ... erinnern Sie sich noch an die Zeit vor COVID-19? Als die Angst, sich einen Virus einzufangen, noch nicht allgegenwärtig war, als der Begriff „soziale Distanz“ noch nicht existierte, als wir uns nicht zwanghaft die Hände wuschen und Handdesinfektionsmittel benutzten? Wir alle sehnen uns nach Normalität, und da sich immer mehr Menschen impfen lassen, sieht es ganz danach aus, dass wir uns in diese Richtung bewegen. Aber wie normal wird unser Leben werden? Werden diese neuen Gewohnheiten – insbesondere die verbesserte Handhygiene – an Bedeutung verlieren, so wie auch die Nachfrage nach Papierhandtüchern allmählich zurückgeht?

Auf dem Höhepunkt der Pandemie erreichten die Handhygieneraten einen neuen Höchststand. Eine Studie der Bradley Corporation ergab, dass sich 78 Prozent der Amerikaner im April 2020 mindestens sechsmal am Tag die Hände wuschen, während es vor der Pandemie nur 37 Prozent waren. Auch die Einhaltung der Handhygiene im Gesundheitswesen ist sprunghaft angestiegen: Am University of Chicago Medical Center erreichte die Einhaltung der Handhygiene im März 2020 unter dem Klinikpersonal 100 Prozent im Vergleich zu 55 Prozent vor der Pandemie. Für die Experten des öffentlichen Gesundheitswesens, die sich seit Jahren für eine bessere Handhygiene einsetzen, war dies eine gute Nachricht.

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Leider haben wir das nicht durchgehalten. Als man erkannte, dass COVID-19 hauptsächlich durch Tröpfchen in der Luft und nicht durch Oberflächen übertragen wird, sank der Anteil der Amerikaner, die sich häufig die Hände wuschen, von 78 Prozent auf 57 Prozent im Januar 2021. Die Einhaltung der Handhygiene am University of Chicago Medical Center sank im August 2020 auf rund 50 Prozent. Dies führte dazu, dass die Nachfrage nach Papierhandtüchern zurückging und deren Produktion annähernd auf das Niveau vor der Pandemie zurückging (RISI Fastmarkets, Monatsbericht Juni).

Jetzt, wo wir wir allmählich wieder einen Zustand von Normalität erreichen (zumindest in Nordamerika und in den meisten Teilen Europas), können wir wohl davon ausgehen, dass die Nachfrage nach Handhygiene und Papierhandtüchern weiter zurückgehen wird. Auch wenn dies in bestimmten Bereichen zutrifft, kann nicht von einer allgemeinen Tendenz ausgegangen werden, und so wird die Nachfrage nach Handhygiene und Papierhandtüchern wohl nicht kontinuierlich zurückgehen. Diese Prognose stützt sich auf zwei wichtige Faktoren:

  • Der erste ist COVID-19. Wird COVID-19 die Handhygiene weiterhin beeinflussen?
  • Der zweite hat mit Viren und Keimen außer COVID-19 zu tun. Hat die Pandemie die Einstellung der Menschen zur Handhygiene insgesamt so verändert, dass sie auch in einer Welt nach COVID-19 Bestand haben könnte?

Handhygiene während COVID-19

Insgesamt ist davon auszugehen, dass die Handhygiene aufgrund von COVID-19 weiter zunehmen wird – bei geimpften und ungeimpften Personen –, bis die Herdenimmunität erreicht ist. Dies wird zwar in erster Linie zu einer erhöhten Nachfrage nach Handdesinfektionsmitteln führen, aber auch die Nachfrage nach Papierhandtüchern (für die Oberflächenreinigung und das Händewaschen) dürfte weiter steigen.

Als Solenis vollständig geimpfte Freunde und Kollegen in den USA zu ihrer aktuellen Handhygiene befragte, sagten die meisten dasselbe: Ihr Händewaschen hat seit der Impfung definitiv nachgelassen, aber sie waschen sich immer noch manchmal die Hände, wenn sie nach Hause kommen, und versuchen, Händedesinfektionsmittel zu verwenden, nachdem sie häufig und gemeinsam genutzte Oberflächen berührt haben.

Warum sollen sie damit weitermachen, wenn sie bereits vollständig geimpft sind? Ein Grund dafür ist, dass wir die Pandemie noch nicht hinter und gelassen haben und es viele Unbekannte gibt. Im Juli war noch nicht einmal die Hälfte des Landes geimpft. Wir wissen nicht mit Sicherheit, wie lange der Impfstoff wirksam bleibt, insbesondere gegen Virusvarianten, und wir wissen nicht genau, in welchem Maße die Impfstoffe zur Verringerung der Übertragung beitragen.

Das heißt natürlich nicht, dass jeder, der geimpft wurde, auch weiterhin die Handhygiene einhält. Wie wir seit Beginn der Pandemie gesehen haben, verhalten sich die Menschen unterschiedlich, wenn es um das Maskentragen geht – daher ist ein ähnliches Muster bei der Handhygiene zu erwarten. Aber insgesamt scheinen Geimpfte gewisse Standards der Handhygiene aufrechtzuerhalten.

Bei der Hälfte der noch nicht vollständig geimpften und das Virus ernst nehmenden Amerikaner erwarten wir eine bessere Handhygiene. Dagegen steht der Anteil der Amerikaner, die den Impfstoff ablehnen. Er wird laut den jüngsten Umfragen auf 25 Prozent geschätzt. Es gibt mehrere Gründe für die Ablehnung des Impfstoffs, wie z. B. mangelndes Vertrauen in seine Sicherheit. Nicht zu unterschätzen ist die fehlende Angst vor den gesundheitlichen Folgen von COVID-19, die manche Menschen dazu veranlassen dürfte, weniger auf ihre Handhygiene zu achten.

Für den Rest der Welt ist ein ähnlicher Trend zu erwarten, wobei die Prozentsätze je nach der COVID-19-Situation in der jeweiligen Region und anderen Faktoren höher oder niedriger ausfallen. Zwar ist weltweit eine zögerliche Haltung gegenüber der Impfung zu beobachten, doch haben die meisten anderen Länder weniger Zugang zu Impfstoffen als die USA, was darauf schließen lässt, dass die Handhygiene vielerorts weiterhin höher ist.

Wie die nachstehende Grafik zeigt, sind die Impfquoten auf den einzelnen Kontinenten sehr unterschiedlich. Insgesamt ist in Nordamerika und Europa ein ähnlicher Prozentsatz der Bevölkerung geimpft, und man schätzt, dass die Herdenimmunität auf beiden Kontinenten bis Ende 2021 oder Anfang 2022 erreicht sein wird (obwohl die Verweigerung der Impfung dieses Ziel noch weiter hinauszögern könnte). In anderen Regionen sind die Impfquoten viel niedriger, und es ist unklar, wann die meisten Menschen vollständig geimpft sein werden. In Asien und Südamerika waren im Juli nur zwischen 10 und 15 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. In Ozeanien liegt diese Zahl bei 10 Prozent, in Afrika liegen die meisten Länder unter 1 Prozent.

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Wie werden sich diese Impfquoten auf die Nachfrage nach Papierhandtüchern auswirken? Geringere Impfquoten lassen auf eine bessere Handhygiene schließen, was wiederum eine Nachfrage nach Papierhandtüchern nahelegt. Da die Nachfrage nach Papierhandtüchern jedoch von Region zu Region sehr unterschiedlich ist, korrelieren niedrige Impfquoten nicht immer mit einer hohen Nachfrage nach Papierhandtüchern. Die extrem niedrigen Impfquoten in Afrika beispielsweise dürften keine nennenswerten Auswirkungen auf die Nachfrage nach Papierhandtüchern haben, da sie im Jahr 2020 nur etwa 7 Prozent des weltweiten Papierumsatzes der Haushalte ausmachten. Andererseits entfiel auf Asien im Jahr 2020 etwa die Hälfte des weltweiten Absatzes von Haushaltspapier, sodass die niedrige Zahl der Impfungen auch weiterhin einen erheblichen Einfluss auf die Nachfrage nach Papierhandtüchern haben wird.

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 Handhygiene nach COVID-19

Wird die verstärkte Handhygiene Vergangenheit sein, wenn die Welt COVID tatsächlich besiegt hat? Nicht unbedingt. Es gibt einige Anzeichen dafür, dass die Menschen jetzt auch andere Krankheitserreger als COVID-19 stärker wahrnehmen und sich mehr Sorgen machen. Hier finden Sie einige Statistiken:

  • 88 Prozent der Amerikaner halten es für sehr oder eher wahrscheinlich, dass sie ihre Routine des verstärkten Händewaschens beibehalten werden, sobald das Virus vorüber ist.
  • 89 Prozent der Amerikaner haben heute ein größeres Bewusstsein für Krankheitserreger als vor der Pandemie.
  • Aus einer Studie von Ipsos geht hervor, dass 68 Prozent der Amerikaner sich nach dem Ende der Pandemie weiterhin häufiger die Hände waschen werden.
  • 88 Prozent haben seit dem Ausbruch des Coronavirus ihre Präferenz für berührungslose Toilettenarmaturen „sehr“ oder „etwas“ geändert.

Dieser potenzielle langfristige Trend zu einer besseren Händehygiene könnte nicht nur die Nachfrage nach Papierhandtüchern zu Hause steigern, sondern auch Auswirkungen auf den Markt für Papierhandtücher für unterwegs haben. Im Zuge der Pandemie rückten Lufttrockner für sanitäre Anlagen und ihre Fähigkeit, im Vergleich zu Papierhandtüchern mehr Keime in der Luft zu verbreiten, verstärkt in den Blickpunkt. Während diese Erkenntnis vor allem für die aktuelle Pandemie relevant war, könnte eine verstärkte langfristige Konzentration auf Keime und Viren im Allgemeinen dazu führen, dass Papierhandtücher gegenüber Lufttrocknern bevorzugt werden.

Wenn COVID einmal Geschichte ist, werden sich die Dinge vielleicht wieder normalisieren; in der Vergangenheit hat sich die Handhygiene nach Pandemien in der Regel wieder normalisiert. Aber COVID-19 unterscheidet sich von anderen Pandemien. Und nachdem man sich während der COVID-19-Pandemie fast ein Jahr lang häufig die Hände gewaschen hat, dürfte es nicht leicht fallen, zu alten Gewohnheiten zurückzukehren. Wenn es einen Silberstreif am Horizont in dieser Pandemie gibt, dann den, dass sie die Menschen dazu bringt, zumindest ein wenig bewusster auf ihre Handhygiene zu achten, was in Zukunft Leben retten könnte.

Gabe Steerman

Global Marketing Intern – Tissue und Handtuch

Gabe Steerman, MBA-Student im zweiten Jahr an der Fox School of Business der Temple University in Philadelphia, war im Sommer 2021 Praktikant im globalen Marketing für die Handtuch- und Tissue-Abteilung von Solenis. Er verfügt über Erfahrungen im Bereich Marketing und Business Development im Gesundheitswesen und anderen Branchen. In seiner Freizeit ist Gabe ein begeisterter Tennis- und Golfspieler, er macht gerne Musik und spielt Schach.